Gelegentlich sieht man sie auf Patrouille: früher als „ernste Bibelforscher“, heute als „Zeugen Jehovas“ bekannt. Am 5. bis 7. Juli 2019 fand ein regionaler Kongress in Salzburg statt zu dem ich in einem Gespräch mit Vertretern dieser Gruppe eingeladen wurde. Den Auftakt des Kongresses habe ich von 10:00 bis 16:00 Uhr miterlebt, danach war meine Schmerzgrenze erreicht.
„Die Liebe versagt nie!“ war das Motto des Wochenendes – durchgeplant bis ins kleinste Detail. In meiner Naivität erschien ich leger gekleidet in Shorts und T-Shirt, einen Rucksack am Rücken. Bevor ich die weit geöffneten Türen der Eingangsfront durchschreiten konnte, wurde mir von zwei Türstehern der Weg versperrt – es war offensichtlich, dass ich kein JW (Jehovah Witness; für zukünftige Verwendung der Kürze wegen) war: Die Herren waren fast ausschließlich trotz der Hitze in Anzug und Krawatte oder in ähnlich festlicher Kleidung, die Damen ausschließlich in Kleidern oder Röcken – selbstverständlich in angemessener Länge, damit Jehova eine Freude an der minimalfreizügigen Kleidung haben kann. Ineinander übergehende Vorträge zu verschiedenen Aspekten eines „Jehova gefälligen Lebens“, die mit Videoclips bestätigt wurden, waren am Vormittag an der Tagesordnung. Schlag auf Schlag wurden die Reden abgefertigt, damit ja keine Zeit zum Reflektieren blieb. Höflicher bis wohlgefälligen Applaus folgte jedem Beitrag.
Vorträge über "irdische Teufeleien"
JW.org begleitete fast jeden der Beiträge am Nachmittag, die alle das gleiche Schema hatten: eine biblische Geschichte oder Passage, danach eine kleine Rede oder kurze Ausführung und danach ein veranschaulichendes Video – natürlich hausgemacht von JW.org – das zeigen sollte, wie man Jehova dienen könne und ja nicht den weltlichen Versuchungen wie Geld, Karriere oder anderen unwichtigen irdischen Teufeleien verfallen könne. Die im Video gezeigten Figuren und Szenarien zeigten immer erfolgreiche, bibel- und organisationstreue Männer und Frauen, die mit Leichtigkeit die „richtigen“ Entscheidungen treffen zu schienen. Welche Konsequenzen darauf warteten wurde nicht offenbart – der Zweck des Videos war ja erfüllt: Wenn die Schauspieler das spielen können, dann kann das im echten Leben doch nicht so schwer sein.
In der Mittagspause: Viel heiße Luft und inhaltsloses Gerede
In der Mittagspause gab es erstmal eine Gelegenheit sich die Füße zu vertreten. Und persönliche Gespräche zu führen. Ich traf die junge Frau, die mich auf den Kongress aufmerksam gemacht und eingeladen hatte wieder und begann eine Unterhaltung. Es freue sie, dass ich gekommen war und ähnlicher Smalltalk, nachdem ich aber gekommen war um mir neues Wissen anzueignen (im Nachhinein eine offensichtlich blöde Idee) fragte ich sie nach ihrem Eindruck vom Vormittag. Heiße Luft und inhaltloses Gerede. Aber es kamen einige Bekanntschaften der Dame hinzu und ganz nebenbei ergab sich ein Platzwechsel und bis zum Ende der Pause kam ich mit 5 verschiedenen Kongressbesucherinnen ins Gespräch. Der allgemeine Trend: wenn Argumente nicht griffen oder widerlegt wurden, war ein Themenwechsel oder eine Ausrede nicht weit. Am Ende der Mittagspause schlug mir eine ältere Dame vor ich sollte mich doch mal mit ihrem Ehegatten unterhalten, denn er wäre früher auch so skeptisch gewesen wie ich erschien, aber er habe auch zu Jehova gefunden und das könnte mir ja vielleicht weiterhelfen.
Hochfrequentierte Abfolge von Facepalms
Über den Inhalt des Nachmittags gibt es nichts weltveränderndes zu berichten: eine hochfrequentierte Abfolge von Facepalms über die falsch präsentierten Fakten, substanzlose Behauptungen und emotionalen Missbrauch der Besucher – das schlimmste daran: niemand scheint es zu bemerken! Bei dieser Organisation ist Hopfen und Malz verloren und gerade deshalb ist es mir wichtig, ihr bei Gelegenheit entgegenzutreten! Wenn die Falle erst einmal zugeschnappt ist, kommt kaum noch wer aus eigener Kraft heraus; die Hilfe von Außenstehenden wird als Versuchung des Bösen abgetan und somit abgelehnt. Logik, Skepsis und Erkenntnis wird das Bibelstudium vorangestellt und deshalb kann ich nicht empfehlen, eine Veranstaltung der JW zu besuchen, außer man geht mit der Intension der Recherche oder zur Reportage in die Höhle der Schafe – im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie laufen ihren selbsternannten Hirten hirnlos hinterher und werden von diesen gesteuert, gemolken und konditioniert.
Erwachet! Der Verstand sollte zum Denken gebraucht werden und nicht zum Beten!
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