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Katholiken sind nicht mehr die Mehrheit in Österreich

Kinder_Jubel
Credits: Pixabay

Die von der Katholischen Kirche behauptete Repräsentation der Bevölkerungsmehrheit ist seit ca. 2018 nicht mehr richtig, wenn man die Kinder zwischen 0 und 13, die nicht gefirmt sind, abzieht. Es handelt sich dabei nämlich um ungefragt getaufte, religionsunmündige Menschen. Seit 2018 sind also weniger als 50 % der Menschen in Österreich aus eigenem Entschluss Mitglied der Katholischen Kirche.

Österreich wird häufig als „katholisches Land“ bezeichnet, und die Katholische Kirche tritt so auf, als würde sie die Mehrheit der Bevölkerung repräsentieren. Dies ist jedoch nicht mehr richtig.

Praktisch jede Organisation bezeichnet jene Menschen als Mitglieder, die eine bewusste Entscheidung getroffen haben, dabei zu sein. Große Teile des Christentums haben im Laufe der Zeit eine andere Praxis angenommen: Sie taufen Säuglinge ohne deren Einverständnis. Die von der Katholischen Kirche veröffentlichten Mitgliedszahlen führen diese Kinder nicht extra an. Daher nehmen wir an, dass sie darin inkludiert sind. Überall sonst verlangt der Gesetzgeber bei Mitgliedschaften, die mit Pflichtbeiträgen verbunden sind, eine dezidierte Einwilligung des Mitglieds. Nur in Kirchen, die Kinder taufen, gilt: Man ist schon als Kind dabei und muss extra austreten, wenn man später nicht zahlen will.

Es gibt ein Ritual, bei dem die Zugehörigkeit zur Kirche bestätigt wird. Dies ist die Firmung, und sie wird in Österreich ab dem 14. Lebensjahr durchgeführt. Wir können also davon ausgehen, dass Kinder im Alter von 0 bis 13 Jahren keine Mitglieder der Katholischen Kirche im eigentlichen Sinne sind. Sie haben kein Mitspracherecht bei Entscheidungen der Organisation, zahlen keine Mitgliedsbeiträge usw.

Die Katholische Kirche veröffentlicht Statistiken zu den Mitgliederzahlen auf ihrer Webseite [1]. Die genannten Zahlen stammen von dort. Da keine „Eintritte“ speziell angeführt sind, gehen wir davon aus, dass die Zahl der Kirchenmitglieder alle Menschen ab der Taufe inkludiert. Leider ist die Veröffentlichungspraxis etwas inkonsistent, manche Zeitreihen enden 2019, andere 2018. Nicht alle Zahlen sind seit Beginn verfügbar.

Die Bevölkerung Österreichs 2019 betrug laut Statistik Austria 8.877.637 Personen (2018: 8.837.707) [2]. 

Die Katholische Kirche gibt an, 2019 4.894.633 und 2018 5.053.074 Mitglieder gehabt zu haben. Die Taufen lagen Anfang der 2000er-Jahre etwas über 50.000 pro Jahr, in den letzten 10 Jahren darunter, mit einer weiter abnehmenden Tendenz. Für 2019 wurde noch keine Zahl veröffentlicht, sie kann aber durch Extrapolieren aus den Vorjahren angenähert werden.

Rechnen wir jetzt die Taufen der letzten 13 Jahre zusammen (weil Kinder von 0 bis 13 nicht gefirmt sind), abzüglich der Anzahl der Taufen von Menschen ab 14 Jahren, bekommen wir den maximalen Anteil der nicht informierten, unfreiwilligen „Mitglieder“ [3]. Dieser Anteil wächst langsam und beträgt 2019 bereits 13 % der Mitglieder. (~ 630.000 Menschen, 2018: 636.454). Um diesen Wert sind die öffentlich kommunizierten Mitgliederzahlen der Katholischen Kirche zu hoch. (Es könnten etwas weniger Menschen sein, wenn die Kinder bereits in diesem Alter austreten, das ist jedoch untypisch.)

Daraus ergibt sich, wie viele Personen in Österreich wirklich bewusst und freiwillig zur Katholischen Kirche gehören. 2018 wurde erstmals die 50-%-Schwelle unterschritten, mit 49,9 % der Gesamtbevölkerung (alle Zahlen von der Kirche, nichts hochgerechnet). 2019 beträgt der Anteil nur mehr 48,0 % (Taufen auf Basis der letzten Jahre hochgerechnet; dieser Wert kann in einem realistischen Rahmen variiert werden, ohne das Endergebnis zu ändern).

Fassen wir zusammen: Menschen, die sich entschieden haben, zur Katholischen Kirche zu gehören, sind in Österreich seit etwa zwei Jahren nicht mehr die Mehrheit. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung nimmt jährlich um 1-2 Prozentpunkte ab.

[1] https://www.katholisch.at/site/kirche/sl/kircheinoesterreich/statistik

[2] http://statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/bevoelkerung/bevoelkerungsstand_
und_veraenderung/bevoelkerung_im_jahresdurchschnitt/index.html

[3] Es könnte auch noch diskutiert werden, wie freiwillig und informiert die mit teuren Geschenken erkaufte und von den Eltern, Tanten und Onkeln herbeigesehnte Firmung für viele Jugendliche ist, die dann spätestens mit dem Erhalt des ersten Kirchensteuer-Erlagscheins aus der Kirche austreten.

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